TUI Cruises Chefin Wybcke Meier: Anzahl der Schweizer Gäste ist ausbaufähig
Im Tages Anzeiger Interview spricht TUI Cruises Chefin Wybcke Meier über den Expansionskurs ihrer Reederei und verteidigt die Klimaschutzmassnahmen der Branche. Wybcke Meier ist seit 2014 CEO von TUI Cruises und somit die mächtigste Frau in der europäischen Kreuzfahrtszene. Meier antwortet auf die Frage wie wichtig Schweizer Passagiere für TUI Cruises sind, dass die Zahl der Schweizer Gäste ausbaufähig sei.
Meier wurde auf Helgoland in der Nordsee geboren, hatte jedoch nie eine besondere Affinität zu Schiffen, da ihr regelmäßig auf der Fähre nach Cuxhaven schlecht wurde. Vor ihrer Tätigkeit bei TUI Cruises arbeitete sie in der Reiseveranstaltungsbranche. Die Kreuzfahrtbranche war für sie anfangs eine neue Welt, in der viele Fachbereiche aufeinandertreffen und Experten unterschiedlicher Disziplinen zusammenarbeiten. Mit der Unterstützung ihres Teams gewann Meier jedoch schnell Spaß an der Arbeit.
Wybcke Meier ist die erste und einzige Frau in einer grossen europäischen Reederei
Als einzige und erste Frau in einer großen europäischen Reederei musste sich Meier in von Männern dominierten Chefetagen Gehör verschaffen. Sie gibt jedoch an, dass sie dies nie als Problem empfunden hat. Sie hat in den USA und auch in Finnland und Italien Frauen in wichtigen Führungsfunktionen getroffen.
Meier erklärt, dass die Kreuzfahrtbranche gewohnt ist, auf unerwartete Situationen zu reagieren, sei es politische Konflikte oder extreme Wetterbedingungen. Auf die Frage nach den Auswirkungen der kriegerischen Auseinandersetzungen im Nahen und Mittleren Osten antwortet sie, dass sie die Routen ihrer Schiffe gegebenenfalls ändern, um die Sicherheit von Gästen und Crews zu gewährleisten. Nachtrag zum Interview: Inzwischen wurden die Transreise durch den Suezkanal mit der Mein Schiff 2 gestrichen.
Die größte Herausforderung, die die Kreuzfahrtbranche je erlebt habe, sei die COVID-19-Pandemie gewesen. TUI Cruises musste das gesamte Geschäft stoppen und dann stufenweise wieder hochfahren. Meier betont jedoch, dass Kreuzfahrtschiffe im Vergleich zu landbasierten Hotels flexibler seien und Krisengebieten und ungünstigen Wetterlagen ausweichen könnten.
TUI Cruises erhält in den nächsten zwei Jahren drei neue Kreuzfahrtschiffe
TUI Cruises plant in den nächsten zwei Jahren die Kapazität zu erhöhen und drei neue Schiffe in Dienst zu stellen. Meier erwähnt die Mein Schiff 7, die Mein Schiff Relax und ein Schwesterschiff der Mein Schiff Relax, die Teil der Flotte werden sollen.
Auf die Frage nach den Umweltauswirkungen der Kreuzfahrtbranche gibt Meier an, dass die Branche seit langem bestrebt ist, Kreuzfahrten so emissionsarm wie möglich zu gestalten. Es wurden Maßnahmen ergriffen, um die Emissionen zu reduzieren, wie z.B. Abgasnachbehandlungen und die Förderung von Landstrom. Die Mein Schiff Relax wird zunächst LNG (Flüssigerdgas) als Treibstoff verwenden und sobald verfügbar, auch synthetische Treibstoffe wie E-Fuels nutzen können. Ein weiteres Schiff, die Mein Schiff 7, wird für den Antrieb mit Methanol ausgerüstet sein, das um 95 Prozent weniger CO2-Emissionen verursacht als fossile Kraftstoffe.
Meier gibt zu, dass die Branche es versäumt hat, ihre Bemühungen um Nachhaltigkeit und Umweltschutz effektiv zu kommunizieren. TUI Cruises hat ehrgeizige Ziele für 2030, um CO2-Emissionen um 27,5 Prozent zu reduzieren. Dies soll durch technologische Maßnahmen und optimierte Routenplanung erreicht werden.
Anzahl der Schweizer Gäste ist bei TUI Cruises ausbaufähig
Auf die Frage, wie wichtig Schweizer Gäste für TUI Cruises sind antwortet Wybcke Meyer: „Die Anzahl der Schweizerinnen und Schweizer an Bord ist ausbaufähig. Wir waren im deutschen Markt so gefragt, dass uns schlicht die Kapazitäten fehlten für die ausländischen Märkte. Dank der drei neuen Schiffe ändert sich das, der Anteil an Schweizer Gästen wird steigen. Wir sehen, dass Schweizerinnen und Schweizer gern früh und den grösstmöglichen Komfort buchen.“
Abschließend erwähnt Meier, dass TUI Cruises bestrebt ist, gute Arbeitsplätze zu bieten und den Crews Freiraum, Schulungen und Aufstiegsmöglichkeiten anzubieten. Die Löhne werden in Zusammenarbeit mit den Gewerkschaften festgelegt. Meier betont, dass die Crews gerne auf den Schiffen arbeiten, was durch eine Wiederholerquote von 79 Prozent deutlich werde.
Insgesamt gibt das Interview (das ausführliche Interview findest Du hier) einen interessanten Einblick in die Pläne und Ansichten von Wybcke Meier und TUI Cruises. Es zeigt auch den Wandel in der Kreuzfahrtbranche in Bezug auf Umweltschutz und Nachhaltigkeit. Trotz der Herausforderungen der COVID-19-Pandemie und der Kritik an der Umweltbilanz der Branche bleibt Meier optimistisch und sieht eine positive Zukunft für TUI Cruises.