Kapitän Schettino: Auf dem Weg zur Freiheit? Ein Blick auf die Costa Concordia-Tragödie
Vor 13 Jahren, am 13. Januar 2012, geschah eine der bedeutendsten und tragischsten Katastrophen in der Geschichte der Kreuzfahrt: das Unglück der Costa Concordia. Dieser Vorfall hat nicht nur die Kreuzfahrtindustrie erschüttert, sondern auch das Bewusstsein für Sicherheit auf See geschärft. Der verantwortliche Kapitän, Francesco Schettino wurde zu 16 Jahren Haft verurteilt, von denen er acht Jahre abgesessen hat. Nun hat Kapitän „Feigling“, wie er damals genannt wurde, gemäss einen Bericht der Berliner Morgenpost Antrag auf frühzeitige Haftentlassung gestellt.
Der zeitliche Ablauf der Katastrophe
Die Costa Concordia war ein Premium-Kreuzfahrtschiff, das mit etwa 4.229 Personen an Bord – Passagiere und Crew – auf einer Mittelmeer-Kreuzfahrt unterwegs war. An diesem schicksalhaften Abend des 13. Januar 2012 näherte sich das Schiff der italienischen Insel Giglio. Kapitän Francesco Schettino entschied sich, in einer riskanten Manöver nur wenige Meter an der Felsenküste vorbei zu fahren, um den Hafen „zu grüßen“. Dies geschah aus purer Angeberei, um den Passagieren einen spektakulären Blick zu bieten.
Was als Scherz gedacht war, entpuppte sich als katastrophaler Fehler. Um 21:45 Uhr rammte das Schiff einen Unterwasserfelsen, was zu einem massiven Riss im Rumpf führte und das Schiff in Schlagseite brachte. Innerhalb kürzester Zeit brach im Schiff das völlige Chaos aus. Die Crew war schnell überfordert und die Situation eskalierte.
Die Tragödie und das Versagen von Kapitän Schettino
Die Reaktionen an Bord waren verheerend. Viele Passagiere waren sich des Ernstes der Situation nicht bewusst, und die ersten Evakuierungsversuche verliefen chaotisch. Es wird Schettino vorgeworfen, dass er als einer der Ersten das Schiff verlassen hat, anstatt die Evakuierung zu leiten. Er rechtfertigte sein Verhalten mit der Aussage, dass er „gerutscht“ sei und in ein Rettungsboot gefallen sei. Diese Erklärung sorgte für öffentliche Empörung und führte zu seiner Stigmatisierung als „Kapitän Feigling“.
Insgesamt starben 32 Menschen bei diesem Unglück, darunter 12 deutsche Passagiere. Die meisten der Verstorbenen konnten nicht schnell genug evakuiert werden, was die Tragödie noch unvorstellbarer machte. Nach dem Unglück wurde beschlossen, dass jedes Jahr am Tag des Unglücks eine Gedenkzeremonie auf der Insel Giglio stattfindet, um der Verstorbenen zu gedenken.
16 Jahre Haft für den Kapitän der Costa Concordia
Nach dem Unglück wurde Schettino vor Gericht gestellt und musste sich wegen mehrfacher fahrlässiger Tötung, fahrlässiger Körperverletzung sowie wegen des Verlassens des Schiffs vor der letzten Evakuierung verantworten. Im Jahr 2015 wurde er zu 16 Jahren Haft verurteilt. Während er im römischen Hochsicherheitsgefängnis Rebibbia sitzt, hat er versucht, seine Situation zu verändern. Er hat ein Jura-Studium begonnen und beschäftigt sich angeblich mit Pingpong und Meditation, um seine Haftzeit zu bewältigen.
Der Antrag auf bedingte Entlassung
Jetzt hat Schettino einen Antrag auf eine bedingte Entlassung gestellt, da er mittlerweile die Hälfte seiner Strafe verbüßt hat. Ein Gericht wird am 4. März über seinen Antrag entscheiden. Um vorzeitig entlassen zu werden, muss das Gericht davon überzeugt sein, dass Schettino nicht wieder straffällig werden wird.
Die Tatsache, dass er aufgrund seines Verhaltens am Unglückstag und den Folgen dieser fatalen Entscheidung nicht nur das Vertrauen in die Kreuzfahrtindustrie, sondern auch das Leben vieler Menschen irreparabel geschädigt hat, sorgt für große öffentliche Aufmerksamkeit und Spannungen. Viele sehen den Antrag auf vorzeitige Entlassung mit Skepsis und stellen die Frage, ob jemand, der so viele Leben gefährdet hat, einfach wieder in die Gesellschaft integriert werden sollte.
Perspektive der Überlebenden und der Angehörigen
Für die Überlebenden und die Angehörigen der Opfer ist die Erinnerung an die Tragödie sehr lebendig. Viele von ihnen haben jahrelang gelitten und kämpfen noch heute mit den psychischen Folgen des Unglücks. Die meisten Überlebenden aus Deutschland hatten ein Schadenersatzangebot über 14.000 Euro pro Person angenommen. Es gibt Stimmen, die sagen, dass die Erinnerungen an diese Tragödie nicht verloren gehen dürfen und eine mögliche vorzeitige Entlassung von Schettino nicht nur eine Verfehlung der Justiz, sondern auch einen weiteren Schlag für die Überlebenden darstellen würde.
Die mögliche frühzeitige Haftentlassung von Francesco Schettino wirft sowohl rechtliche als auch ethische Fragen auf. Die Tragödie der Costa Concordia bleibt ein düsteres Kapitel in der Geschichte der Kreuzfahrt. Sie erinnert uns daran, wie wichtig Sicherheit und verantwortungsvolles Handeln auf See sind. Ob der Antrag auf Entlassung bewilligt wird oder nicht, bleibt abzuwarten. Die Erinnerung an die Opfer und die Lehren, die wir aus dieser Katastrophe ziehen können, sollten jedoch immer im Vordergrund stehen.
Für weitere Informationen zu diesem Thema kannst du den Artikel in der Berliner Morgenpost nachlesen