Cruisezillas: Wie die Mega Kreuzfahrtschiffe die Meere erobern und die Umwelt herausfordern
In der Welt der Kreuzfahrten gibt es ein neues Ungeheuer, das die Ozeane erobert: die „Cruisezillas“. Der Begriff, der sich aus dem englischen Wort „Cruise“ und der japanischen Riesenechse „Godzilla“ zusammensetzt, beschreibt die neueste Generation gigantischer Kreuzfahrtschiffe. Diese innovative Wortschöpfung ist nicht ohne Grund gewählt: Während Godzilla als fiktives Monster der Zerstörung wahrgenommen wird, sind die immer größer werdenden Kreuzfahrtschiffe eine Realität mit ernsthaften ökologischen Konsequenzen.
Eine aktuelle Studie zeigt, dass sich die Größe der größten Kreuzfahrtschiffe seit dem Jahr 2000 verdoppelt hat. Wenn sich dieser Trend fortsetzt, könnten die größten Schiffe im Jahr 2050 achtmal so groß sein wie die Titanic. Um das in Perspektive zu setzen: Die Titanic war mit 269 Metern Länge und 11 Decks einst der Gigant der Meere, bevor sie 1912 sank. Die heutigen „Cruisezillas“ sind mit Längen von über 360 Metern und Platz für bis zu 10.000 Personen unvorstellbar groß.
Auf den ersten Blick scheint dieser Größenwahn nichts anderes als ein Zeichen des Fortschritts und der Beliebtheit von Kreuzfahrten zu sein. Anfang 2024 ist das weltweit größte Kreuzfahrtschiff, die „Icon of the Seas“, auf die Weltmeere hinausgefahren, und ihre beeindruckenden 20 Decks, 40 Restaurants und sieben Swimmingpools könnten das Bild von Kreuzfahrten als schwimmende Luxushotels weiter verstärken.
Ökologische Gefahren
Doch dieser Boom bringt auch erhebliche ökologische Herausforderungen mit sich. Mit der Verdopplung der Schiffsgrößen seit 2000 sind auch die CO2-Emissionen in die Höhe geschnellt. Im Jahr 2022 lagen die Emissionen von Kreuzfahrtschiffen in Europa knapp 20 % über den Werten von 2019, vor der Pandemie. Die massive Erhöhung der Passagierzahlen geht häufig mit einem Anstieg des „Over Tourismus“ einher, der die Umwelt, die lokale Kultur und die Lebensqualität der Anwohner bedroht.
Hafenstädte wie Barcelona und Amsterdam haben bereits begonnen, Kreuzfahrtpassagiere zu besteuern, und Venedig hat sogar großen Schiffen die Einfahrt in die Lagune untersagt. Der Druck wächst, sowohl von der Öffentlichkeit als auch von den örtlichen Behörden, die negativen Auswirkungen des Kreuzfahrttourismus einzudämmen.
Eine mögliche Lösung: E-Fuels
Um diesen Herausforderungen zu begegnen, ist es entscheidend, dass die Kreuzfahrtindustrie in grüne Technologien investiert. Der Wechsel zu Flüssigerdgas (LNG) wurde als Schritt in die richtige Richtung angepriesen, allerdings bleibt der Methanausstoß, der durch LNG-Verbrennung entsteht, problematisch.
Eine mögliche Lösung liegt in der Verwendung von E-Fuels. Diese könnten die Schifffahrt dekarbonisieren und die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen verringern. Ein neuester Bericht zeigt, dass der Einsatz von E-Fuels nicht nur ökologisch sinnvoll, sondern auch finanziell vorteilhaft sein könnte.
Die politischen Rahmenbedingungen in der EU führen dazu, dass der Betrieb mit herkömmlichen Brennstoffen bis 2030 teurer werden wird als der Einsatz von E-Fuels, was eine attraktive Perspektive für die Kreuzfahrtunternehmen darstellt.
Fazit: Nur durch engagierte und progressive Maßnahmen lässt sich die Faszination für Kreuzfahrten erhalten
Die Frage, wie groß Kreuzfahrtschiffe noch werden können, bleibt offen, aber die wahre Herausforderung liegt in der Verantwortung der Branche, nachhaltige Praktiken zu entwickeln und umzusetzen. Wenn die Kreuzfahrtindustrie nicht selbst handelt, um ihre Umweltbilanz zu verbessern, könnte sie bald zu „unerwünschten Besuchern“ in beliebten Reisezielen werden. Nur durch engagierte und progressive Maßnahmen lässt sich die Faszination für Kreuzfahrten erhalten, ohne die Gesundheit unseres Planeten zu gefährden. Das Ziel sollte nicht nur die Schaffung riesiger schwimmender Resorts sein, sondern auch die Gewährleistung einer positiven und nachhaltigen Erfahrung für alle Beteiligten.
Transport & Environment fordert eine Ticketsteuer von 50 Euro pro Passagier
Die Anzahl und Größe von Kreuzfahrtschiffen weltweit hat sich seit dem Jahr 2000 verdoppelt, wie der aktuelle Bericht von Transport & Environment (T&E) zeigt. Heute sind die größten Kreuzfahrtschiffe doppelt so groß wie zur Jahrtausendwende. Wenn sich dieser Trend fortsetzt, könnten die größten Schiffe bis 2050 eine beeindruckende Bruttoraumzahl von 345.000 erreichen, was sie fast achtmal größer als die Titanic machen würde. Dieser rapide Anstieg in der Kreuzfahrtindustrie geht jedoch mit erheblichen ökologischen Konsequenzen einher. T&E fordert die Reedereien auf, in grüne Technologien zu investieren, um ihre Umweltauswirkungen zu verringern.
Die Kreuzfahrtbranche hat in den letzten 50 Jahren ein explosives Wachstum erlebt, wobei die Anzahl der Schiffe von 21 im Jahr 1970 auf 515 heute gestiegen ist. Die CO2-Emissionen von Kreuzfahrtschiffen in Europa lagen 2022 fast 20 % höher als 2019. Das neueste Kreuzfahrtschiff, die „Icon of the Seas“, wurde im Januar 2024 eingeführt und kann 7.600 Passagiere befördern.
Um den Umweltbelangen entgegenzuwirken, wechseln viele Reedereien zu Flüssigerdgas (LNG) als Alternative zu traditionellen Treibstoffen. Während LNG weniger CO2 und Schadstoffe als Schweröl ausstößt, ist es jedoch mit Methan verbunden, einem Treibhausgas, das über 80-mal schädlicher als CO2 ist. T&E hebt hervor, dass E-Fuels die einzige grüne und skalierbare Lösung zur Dekarbonisierung der Schifffahrt darstellen.
Bis 2030 könnten grüne E-Fuels fast 4 % der europäischen Schifffahrt antreiben, wobei die Infrastruktur ebenso weniger problematisch ist, da Kreuzfahrtschiffe regelmäßig auf den gleichen Routen verkehren. Ein Umstieg auf grüne Treibstoffe könnte auch finanziell vorteilhaft sein, da die Kosten für fossile Brennstoffe durch neue EU-Regulierungen steigen werden.
T&E weist außerdem darauf hin, dass Kreuzfahrtschiffe derzeit von den meisten Steuern befreit sind, was eine Ticketsteuer von 50 Euro pro Kreuzfahrt-Ticket weltweit 1,6 Milliarden Euro einbringen könnte, um wichtige Klimafinanzierungen zu unterstützen.